Gute Reportings, schlechte Reportings

Es ist ein monatliches, manchmal sogar wöchentliches Ritual: Social Media Manager sitzen an ihren Rechnern und erstellen aufwendige Reportings. 10, 20, manchmal sogar 30 Seiten voll mit Diagrammen, Tabellen und Slides zur Entwicklung von Reichweiten, Followerzahlen und Interaktionsraten.

Jeder von uns hat so ein Reporting schon einmal gesehen und viele mussten diese wahrscheinlich auch schon erstellen.

Aber seien wir ehrlich: Diese Reports werden von den Empfängern meist ungelesen archiviert (oder gar gelöscht!)

Das Schlimme daran? Hier verbrennen wertvolle Ressourcen (und Lebenszeit) für Informationen, die keine Auswirkungen und keine Aufmerksamkeit haben.

Schlechtes Reporting: Die Falle des „mehr ist mehr“

Viele Social Media Manager glauben, dass ein ausführlicher Report Professionalität und Transparenz signalisiert. Und ja, die Intention ist gut. Man möchte zeigen, was man geleistet hat.

Das Problem? Ein Report, der sich auf Vanity (Wohlfühl-) Metriken konzentriert, wie die Anzahl der Follower oder die Reichweite, verfehlt sein Ziel: den echten Wert des Social-Media-Marketings aufzuzeigen.

Hier liegt also ein Trugschluss: Viele denken, mehr Daten bedeuten mehr Klarheit. Doch in Wirklichkeit führt ein Überfluss an Details dazu, dass der Fokus verloren geht. Und mal ehrlich, wie oft haben deine Vorgesetzten sich die Zeit genommen, all diese Slides zu analysieren und Rückfragen zu stellen?

Gutes Reporting: Weniger ist mehr – aber prägnanter

Stell dir vor, du bekommst eine E-Mail mit genau drei Sätzen, die den Einfluss deiner aktuellen Social Media Kampagne auf den Umsatz oder die Leadgenerierung erklären. Kein Bullshit-Bingo mit „Reichweitenpotenzial“ oder „Engagement-Raten“.

Stattdessen eine klare Ansage: „Unsere letzte LinkedIn-Kampagne führte zu 15 % mehr qualifizierten Leads in der Vertriebs-Pipeline. Der ROI der Kampagne liegt bei 200 %.“ Punkt. Klar, greifbar, wirkungsvoll.

Warum ist das so wichtig? Weil Führungskräfte KPIs brauchen, die sie mit den Geschäftszielen in Verbindung bringen können. Sie wollen keine Zahlenschlachten, sondern konkrete Ergebnisse, die den Einfluss des Social-Media-Marketings auf das Unternehmen sichtbar machen.

Der Unterschied, der den Unterschied macht

Der große Unterschied zwischen schlechtem und gutem Reporting liegt nicht in der Menge der Daten, sondern in der Relevanz der Informationen. Ein 10-seitiger PDF-Report landet schnell ungelesen im Archiv. Und das aus gutem Grund: Er liefert keine umsetzbaren Erkenntnisse. Eine kurze, prägnante E-Mail hingegen, die zeigt, wie Social Media die Unternehmensziele unterstützt, hat eine ganz andere Wirkung.

Und ja, ich weiß, es kann Überwindung kosten, auf das viele „schöne“ Zahlenmaterial zu verzichten. Aber denk daran: Dein Job ist es nicht, deine Daten- und Excelkompetenz unter Beweis zu stellen, sondern den Mehrwert deiner Arbeit für das Unternehmen verständlich und greifbar zu machen.

Denn dafür erhältst du Anerkennung und Wertschätzung. Nicht für die Screenshots “unserer besten Posts”.

Wie du dein Social-Media-Reporting umkrempelst

Hier ein paar Tipps, um dein Reporting zu verbessern:

  • Fokussiere dich auf kaufmännische KPIs: Umsatz, Lead-Generierung, Cost per Acquisition, usw. – diese Kennzahlen interessieren deine Vorgesetzten. Gib ihnen genau das.
  • Schreib eine prägnante E-Mail: Verzichte auf unnötige Details (und PDF-Slides). Fasse deine Ergebnisse in wenigen, klaren Sätzen zusammen.
  • Erkläre den Einfluss deiner Arbeit: Zeige auf, wie deine Kampagnen zur Zielerreichung beitragen – und warum das relevant ist.

Dein Chef “will das aber so”?

Das ist ein häufiger Einwand, den ich in dem Zusammenhang höre. Und er zeugt meiner Meinung nach von einem tiefer liegenden Problem. Denn möglicherweise gibt es da einfach einen Wissensmangel bei deinem Chef, was mit “Social” überhaupt möglich ist.

Dazu fallen mir konkret drei Handlungsoptionen ein:

  • Nimm deinen Chef bei der Strategieerstellung mit an Bord. Frag ihn, was für das Unternehmen wichtig ist.
  • Betreibe Aufklärungsarbeit. Solange er die (fehlende) Bedeutung von Followern, Reichweite und Interaktionsraten nicht versteht, wird er weiter danach fragen.
  • Rechne ihm vor, was die Reportings (die er nicht liest) in der Erstellung kosten. 4+ Stunden pro Monat, hochgerechnet aufs Jahr, verschwendet er einfach mal eine komplette Woche deiner Arbeitszeit.

Fazit: Weniger Zahlen, mehr Relevanz!

Vergiss die detaillierten PDF-Reports, die du in der Vergangenheit gemacht hast!

Deine Aufgabe ist es, den Mehrwert deiner Arbeit klar und prägnant zu kommunizieren. Fokussiere dich auf das Wesentliche und veranschauliche den Einfluss deiner Arbeit auf die echten KPIs deines Unternehmens. Denn das ist es, was am Ende des Tages zählt.

Wie sieht es bei dir aus? Steckst du noch in der PDF-Falle oder hast du eine andere Lösung gefunden?

Foto des Autors
Jens Wiese ist der Gründer hinter den Impact Cards. Nach mehr als 10 Jahren im operativen Einsatz bei allfacebook.de berät er heute kleine und große Unternehmen zum Thema Social Strategie und Advertising.

2 Gedanken zu „Gute Reportings, schlechte Reportings“

  1. Mir ist tatsächlich etwas Ähnliches passiert: Ich habe eine umfangreiche PowerPoint-Präsentation für das Social Media Reporting eines ganzen Jahres erstellt. Die Präsentation hatte über zehn Seiten, aber der Geschäftsführer wollte sie gar nicht sehen – obwohl ich viel Mühe hineingesteckt hatte. Jetzt weiß ich, worauf ich beim nächsten Mal achten muss. Meine Frage an dich wäre, wie eine kurze PowerPoint-Präsentation aussehen sollte, die dennoch alle wichtigen Punkte des Reportings enthält?

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    • Hallo Nicole,
      tatsächlich würde ich versuchen vom Format “PDF” oder “PowerPoint” wegzukommen. Weil du beim Versand per Mail, mit einer angehängten Datei, einen digitalen Medienbruch erzeugst.
      Eine Alternative könnte noch sein, die Slides mit dem Geschäftsführer monatlich zu besprechen. Oder den GF zu fragen, welche Art von Reporting er denn haben möchte.

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